Der Schulkindergarten

Der Schulkindergarten, den wir im Jahr 2003 vorfanden, schockierte uns. Es ist schwer vorstellbar, wie in diesem „Schuppen“ die Kinder dichtgedrängt den Morgen verbringen und dabei lesen und rechnen lernen sollten. Eine Tafel mit großem Loch befand sich im Freien und war das einzige Arbeitsmaterial. Der Unterricht beschränkte sich von daher auf Auswendiglernen und Nachsprechen, was der Lehrer vorgab.

Hier musste Abhilfe geschaffen werden. Durch eine großzügige Spende von „innerwheel“, Frauenorganisation der Rotarier, Sektion Walsum-Dinslaken-Wesel, war es möglich, mit dem Neubau des Schulkindergartens zu beginnen.

Bei unserer Reise im Jahr 2006 präsentierte der damalige Schulleiter Abraham Jack glücklich den neuen Schulkindergarten.  Es war das schönste Gebäude der Kimashuku Primary School.  Besonders stolz war das Kollegium auf den blauen Anstrich außen und innen.  Aber war es ein Kindergarten? Die ca. 80 Kinder saßen dicht gedrängt frontal in den Bänken. Es gab keine Möglichkeit zu spielen, es gab kein Spiel oder irgendein Spielzeug oder anderes Beschäftigungsmaterial, geschweige denn didaktisches Lernmaterial.

Die Kinder lernten, in der Enge still zu sitzen, zuzuhören und vorgesprochene Sätze nachzusprechen und auswendig zu lernen.  Uns wurde schnell klar, dass der Bau der Gebäude leichter zu bewerkstelligen ist, als die Bildungsinhalte, die Lernmethoden und die grundsätzliche Einstellung zu Kindern zu verändern.

Bei unserer 3. Reise im Jahr 2008 kam uns ein Zufall zu Hilfe. Wir wohnten diesmal in einem evangelischen Diakonissinnen-Konvent in Moshi,  in Ushirika wa Nema. Es war gegründet von den Augsburger Diakonissinnen, mit denen auch weiterhin eine Zusammenarbeit besteht. In diesem Konvent war vor kurzem ein Montessori Trainingscentrum für Kindergarten-Lehrer eröffnet worden.  Die Leiterin zeigte uns stolz das didaktische Montessori -Kindergarten-Material. Die angehenden kindergarten teachers lernten, es selbst herzustellen. Darüber hinaus lernten sie, das Material sinnvoll einzusetzen  und – das Wichtigste –  die Bedeutung des handelnden Umgangs mit dem Material für die geistige Entwicklung der Kinder in den Lehrerkollegien zu vertreten.

Das Kollegium der Kimashuku Primary School wusste nichts von diesem Montessori-Institut, obwohl es nur ca. 15 km von ihnen entfernt lag. Als wir wieder nach Deutschland zurückflogen, nahmen wir das Versprechen mit, dass sich das

Kollegium vor Ort über die Montessori-Methode informieren wollte. In einer schulinternen Lehrerfortbildung lernte es viel über die praktische Umsetzung dieser Methode.

Die Lehrer waren  so angetan, dass sie – nach Absprache mit dem Kimashuku-Verein – einen Montessori-Lehrer für die Kimashuku Primary School engagierten. Dieser Lehrer, Mr. Patrick Mmambo, wird vom Kimashuku-Verein bezahlt. Der Staat übernimmt die Bezahlung dieser Lehrer (noch) nicht. Sie sind ja „nur“ Kindergartenlehrer, obwohl sie bei weitem besser ausgebildet sind als die staatlich geprüften Lehrer mit ihrer zweijährigen College-Ausbildung.

Mr. Patrick macht eine wunderbare Arbeit. Er hat den Kindergarten mit Regalen, Spiel- und Arbeitsmaterial, Spielecken und Schautafeln u.v.m. ausgestattet. Und, was noch wichtiger ist, er spricht, spielt, lacht, tanzt und singt  mit den Kindern – für uns eine Selbstverständlichkeit  in einem Kindergarten. Dort ist es eine bahnbrechende Neuerung, hinter dem sich ein total verändertes Menschenbild verbirgt.